Auf diese Seite könnten ein paar Gedanken landen, die nicht unmittelbar mit den Stationen der Reise zu tun haben, aber irgendwie auch damit zusammen hängen.


RadReisenHintergründiges

Wahrscheinlich gibt es tausend Gründe warum Leute auf die Idee kommen, eine längere Reise mit dem Fahrrad zu unternehmen. Es gibt auch hundert verschiedene Arten sowas zu machen:
Von der luxuriösen Variante mit Gepäck-Transport, von Hotel zu Hotel, mit persönlichem Radführer,
über die Expeditionsvariante mit allem dabei (Zelt, Kocher, Gepäck...) in möglichst fremde Länder und möglichst lange und weit, bis zur (Extrem-) sportlichen Variante "möglichst weit, möglichst schnell".

Wir (meine weit bessere Hälfte Andrea und ich) haben mit einer mittleren Variante angefangen, mit Gepäck auf dem Rad, ohne Zelt, also meist in Frühstücks-Pensionen, selber geplant und organisiert und mit Etappen, die durchaus anstrengend aber nicht am Limit waren, in zentral Europäischen, also vertrauten, Gefilden.

Dann bin ich irgendwann auf die Webseite vom Norhcape 4000 gestoßen. Das ist ein Langstreckenradrennen das in Rovereto in Italien startet und bis zum Nordkap geht, so grob 4000km. Das dürfte drei oder vier Jahre her sein. Die Fahrer/-innen sind ziemlich krank, die schnellsten fahren die Strecke unter 10 Tagen (!) also unfassbare mehr als 300km am Tag, 14 Std fahren, der Rest essen und bisschen schlafen…

Von der Dimension ging’s dann auf „Ich will mal schauen wie weit ich käme“, auch wenn „Luxusvariante“ mit Zelt und nicht so vielen km zur Idee zu dieser Tour.

Der Anspruch von „Maximal viele km in möglichst kurzer Zeit“ hat sich zwar etwas abgeschwächt, aber die Idee war schon der Auslöser für die Aktion…


Begegnungen 

Man trifft ja schon so ein paar Leute unterwegs, hier ein paar davon:

  • Da war das Paar aus Holland, die von Rotterdam an die französische Mittelmeer-Küste radeln. Total nett und trotz des Regens immer gut gelaunt. Er 72, sie 71, mit EBikes unterwegs, mit grossem Zelt, Kocher und Stühlen (!). Die waren schon überall in Europa, quer durch Deutschland, bis Rumänien, den Atlantik Cycle Way bis rauf nach Irland. Und was weiß ich noch. Total netter Typ, sehr entspannt. Mit dem Statement "We have all the time of the world". 
  • Das Paar aus USA, Denver, Colorado. Mit den  Gravel Bikes unterwegs, hier in Europa, weil nach ihrer Aussage das Rad reisen in USA " Not so safe" ist und "America is a car Country, still, and Even in the cities". Auch total nett... Die wollten bis Wien fahren und mache mit ihren Gravelbikes so 120km am Tag...
  • Der ältere Franzose, der mir, als ich total durchnässt, am Campingplatz angekommen war, erst mal einen Kaffee gemacht hat. Ich hab mich dann später mit einem Pain au Chocolat bei ihm revanchiert, da hat er sich gefreut wie ein Schnitzel! Er war auch alleine unterwegs, mit dem E-Bike, und hat sich am Campingplatz bei Regen unter dem Unterstand dann seinen Lieblingsverein auf dem Handy angeguckt, ich glaub Rugby, und jedesmal laut gejubelt wenn seine Mannschaft Punkte gemacht hat.
  • Eine Lady aus Australien, die jedes Mal samt Falt-Fahrrad nach Europa fliegt, um hier Rad-Reisen zu machen. Auch eine sehr nette ZeitGenossin, mit dem Zelt unterwegs.Die wollte den Euro Velo sechs entlang fahren, immer in 4-Wochen-Ettappen, bis Bukarest glaub ich....
  • Der ältere Herr aus Irland, der von zuhause aus hier runter gefahren ist (!). Weiß nicht wie lange der schon unterwegs war... Konnte mich nicht viel mit ihm unterhalten, sein Irischer Akzent war so schwer zu verstehen, dass wir keine lange Unterhaltung hatten (echt hart der irische Slang...!)
  • Der ältere (63) Franzose, mit dem weißen Rauschebart, der mir stolz sein fettes EBike gezeigt hat, für das es sogar eine Alarmanlage hatte. Wenn man das berührt hat, hat Datei einen Höllischen Lärm von sich gegeben. Der Meister hat sich - dem Geruch nach zu schließen- abends und vordem Frühstück erstmal einen Joint reingepfiffen. Sehr entspannt, der Typ...
  • Das englische Pärchen, das mir eine Rolle Klopapier geschenkt hat...
  • Phillip, Student aus Deutschland, der mit seinem Fahrrad im Gepäck nach Marokko geflogen ist und durch die Wüste fahren wollte, den Plan aber geändert hat, weil es einfach viel zu heiß war. Er ist dann die Küste entlang und hat paar Wilde Geschichten erzählt. Er hat wohl meist wild gezeltet, war hier in Spanien paar Tage krank an einem kleinen Fluss in der Wildnis gelegen... Super netter Typ, sehr entspannt und halt gut drauf. Der einzige bis jetzt, mit dem ich Email ausgetauscht habe, falls er in der Münchner Gegend ist und was braucht.

Fliegen...

Wieviele Fliegen verschluckt ein Radler pro Etappe? Das hab ich mich jedenfalls gefragt, nachdem zum x-ten Mal ein Insekteneinschlag in meinem Rachen spürbar war. Normalerweise müsste man ja denken die Tiere bleiben an den Zähnen hängen, das ist aber meistens nicht so. Irgendwie schaffen es die Viecher bis in den Rachen und dann schluckt man, und dann ist es zu spät… Nachdem mir das schon öfter passiert ist, habe ich mich gefragt wie viele Fliegen oder sonstige Insekten man auf solchen Strecken wohl verschluckt ohne es zu merken. Normalerweise versucht man ja durch die Nase einzuatmen und durch den Mund aus, wie man das bei Ausdauer Sachen eben so macht, aber immer gelingt das nicht und sobald der Mund geöffnet ist, findet so ein Insekt dann irgendwie seinen unglücklichen Weg. Gezählt habe ich das noch nicht aber ein paar Proteinbomben dieser Art hab ich wohl im Laufe der Etappen schon genossen… 

Herren sind geruchlos ...

Wenn man so auf den verschiedenen Radwegen entlangfährt, kommen einem ja doch immer wieder Leute entgegen. Bei Herren geht das fast immer olfaktorisch neutral vonstatten. Bei Damen jedoch fährt man meist durch eine Duftwolke, die die Damen begleitet. Manchmal kann das durchaus angenehm sein, besonders bei Seniorinnen ist die Wolke durchaus krass und der Duft nicht jedermanns Sache (jedenfalls nicht meiner). So "rate"  ich oft nach kurzer Ansicht der Entgegenkommenden wie die Duftwolke wohl ausfallen wird. Mittlerweile mit recht hoher Trefferquote. Schon schräg auf was man bei längerem dahinradeln kommt...

Ukraine 

Komischerweise ist mir beim dahinradeln, besonders durch ländliche Gebiete, die annähernd so aussehen, wie die Landschaft der Ukraine in den TV-Berichten, dieser unsägliche Krieg durch den Kopf gegangen. Ich stelle mir vor wie es wäre, wenn hinter der friedlichen Wiede oder dem nächsten Waldrand "der Feind" liegen würde, real und wild entschlossen. Und wie die Ukrainer gegenüber eingegraben in ihren Stellungen liegen, an Material unterlegen, und dennoch durchhalten, sich verteidigen, monatelang schon, Sommers wie Winters. Wie das aushaltbar ist?

Ich "durfte" selber schon im Grundwehrdienst Schützengraben mit dem Klappspaten buddeln und dann bei Kälte und Regen von Mitternacht bis vier Uhr früh Wache schieben. Es war eine Übung, es war ein Angriff der anderen Gruppe angekündigt und du zuckst bei jedem Knacken und jedem komischen Geräusch (deren es im Wald bei Regen viele gibt) zusammen. Das fand ich nicht sehr lange aushaltbar ...

Wie es wäre, wenn wir Deutschen unser Land so verteidigen müssten? Wieviele würden das machen? Wieviele wären bei den ersten Anzeichen schnell weg? Von denen die sagen man müsse doch mit den Russen verhandeln. Von denen die es sich leisten können einfach abzuschwirren. Von denen, die heute komische Parolen zu dem Krieg rumposaunen.

Ich bin froh, nicht vor der Entscheidung zu stehen "verteidigen oder kneifen", bin froh dass sich die Ukraine so wacker schlägt und hoffe dass die Unterstützung letztlich nutzt und das bald ein Ende hat, so dass alle wieder friedlich durch dieses wunderschöne Europa radeln können, so wie ich...

Nordspanien ist braun...

Nein, das ist keineswegs politisch gemeint! Auffällig war aber schon in Pamplona, dass die Gebäude zumeist in Braun-Tönen gehalten sind. Nach der französischen Atlantik-Küste mit den meist weißen Häusern fällt das richtig auf. Auch in den Innenstädten und natürlich den Altstad-Vierteln ist Braun der vorherrschende Farbton. 
Die Dörfer sind auch meist so, bei den alten aus Naturstein gebauten Häusern ist das klar, aber auch andere, neuere Häuser oder große Appartement-Gebäude sind im beige oder braun angestrichen. Bunte Fassaden, in blau rot oder gelb oder so, sind ganz selten. Kam mir jedenfalls so vor...


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